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Neue Fakten und Thesen in der Mikrobiomforschung

Der Ausdruck Mikrobiom ist seit Jahren in aller Munde und sowohl bei Fachpersonen wie auch bei Laien sehr interessant, wenn es um die Thematik Darmflora, seine Auswirkungen und die richtige Therapieform geht. Intensive Forschungen sind seit Jahren in vollem Gange, jedoch konnte bisher nur ein Bruchteil der Bakterien, Viren und Pilze identifiziert werden. Das Mikrobiom gilt also immer noch als «Black Box». Es gibt eine Vielzahl von Einflussfaktoren bezüglich der Zusammensetzung des Mikrobioms.

Neue Fakten und Thesen in der Mikrobiomforschung

Der Ausdruck Mikrobiom ist seit Jahren in aller Munde und sowohl bei Fachpersonen wie auch bei Laien sehr interessant, wenn es um die Thematik Darmflora, seine Auswirkungen und die richtige Therapieform geht. Intensive Forschungen sind seit Jahren in vollem Gange, jedoch konnte bisher nur ein Bruchteil der Bakterien, Viren und Pilze identifiziert werden. Das Mikrobiom gilt also immer noch als «Black Box». Es gibt eine Vielzahl von Einflussfaktoren bezüglich der Zusammensetzung des Mikrobioms.

Das intestinale Mikrobiom besteht aus unzähligen Arten von Bakterien, Viren und Pilzen mit vielfach noch unbekannten multiplen Funktionen für die Gesundheit des Organismus.

Ein gesundes Mikrobiom weist eine ausgeprägte Diversität auf. Sprich, es existieren viele Arten von Kulturen, Bakterien, Viren und Pilzen. Die Forschung hat herausgefunden, dass es verschiedene Faktoren gibt, die einen Einfluss auf das Mikrobiom haben – und die Bandbreite ist gross. Geburtsmodus, Genetik, Medikamenteneinnahme, Ernährungsform, Präbiotika, Probiotika und Synbiotika. Wichtig zu wissen ist, dass Bakterien, Viren und Pilze sich gegenseitig beeinflussen.

Geburtsmodus

Im Hinblick auf den Geburtsmodus gibt es Studien hinsichtlich der Frage, ob Kinder, die per Kaiserschnitt auf die Welt kommen, ein höheres Risiko für spätere Erkrankungen haben, da diese während des Geburtsvorgangs nicht der Vaginal-Flora ausgesetzt sind. Diese Vermutung hat sich nicht durchgesetzt. Ein höheres Risiko für spätere Erkrankungen von Kaiserschnitt-Kindern wurde nicht festgestellt.

Stillen

Bei Säuglingen ist das intestinale Mikrobiom für die Entwicklung des Immunsystems sehr wichtig. Diesbezüglich kommt auch dem Stillen eine entsprechende Bedeutung zu, weil durch das Stillen das Allergie- bzw. Autoimmunrisiko gesenkt werden kann.

Gestörtes intestinales Mikrobiom

Das gestörte intestinale Mikrobiom bezeichnet man als Dysbiose, was zu Mikrobiom-assoziierten Erkrankungen führen kann. Dazu gehören folgende Krankheitsbilder: Multiple Sklerose, Morbus Parkinson, Demenz, nicht-alkoholische Fettleber oder die nicht-alkoholische Leberentzündung, Arteriosklerose, Bluthochdruck, Insulinresistenz, Typ2-Diabetes aber auch gastrointestinale Erkrankungen wie chronisch entzündliche Darmerkrankungen, Reizdarmsyndrom, Kolon-Karzinome und andere gastrointestinale Tumore.

Hinsichtlich der Frage, ob diese Erkrankungen z. B. durch falsche Ernährung auftreten, gibt es mittlerweile neue Studien: Die falsche Ernährung kann zu einer Mikobiom-Modulation führen, was sich zu einer Dysbiose entwickeln kann und diese wiederum führt zu der entsprechenden Erkrankung.

Intestinales Mikrobiom in der Diagnostik

Darm-Ökogramme sind sog. Analysen der Darmflora und werden mittels Stuhlproben ermittelt. Es stellt sich die Frage, wie sinnvoll die Erstellung von solche Darm-Ökogramme ist.

Eine weitverbreitete These für eine ausgewogene Darmflora ist die ballaststoffreiche Ernährung oder die Verwendung von Probiotika. Letztlich haben diese Massnahmen aber keinen grossen Einfluss auf die Zusammensetzung bzw. die Diversität. In einer Studie von 2021 hat man herausgefunden, dass, auch wenn die Zusammensetzung des Mikrobioms individuell stark variiert, die Mikrobiome immer die gleiche Funktion erfüllen. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass diese sog. klassischen Darm-Ökogramme keinen diagnostischen Stellenwert besitzen, weil es keine Normwerte für die Zusammensetzung gibt. Letztlich gibt es ein individuelles Mikrobiom bei gleichem Stoffwechsel bzw. gleicher Verdauung. Das bedeutet, dass diese Darm-Ökogramme auch nur eine Momentaufnahme mit grosser Variabilität darstellen.

Eine gezielte Mikrobiom-Steuerung ist derzeit noch nicht möglich. Die Empfehlung für eine ballaststoffreiche Ernährung und die Verwendung von Probiotika kann daher auch ohne teure Tests ausgesprochen werden.

Therapeutische Möglichkeiten in der Mikrobiom-Modulation

Eine wichtige Rolle spielen hier Antibiotika. Weitere Möglichkeiten, um eine Mikrobiom-Veränderung anzusteuern ist eine Ernährungsumstellung, das Verwenden von Präbiotika, Probiotika, Symbiotika oder aber in einigen Fällen ist auch ein sogenannter fäkaler Mikrobiomtransfer, eine sog. Stuhltransplantation. Diese ist insbesondere erfolgsversprechend bei durch Clostridium difficile ausgelöste Darmentzündungen, welche in Folge einer Antibiotikatherapie auftreten können. Allerdings gibt es keine umfassende Datenlage, welche die Wirksamkeit einer Stuhltransplantation belegen.

Es hat sich aber gezeigt, dass ca. 35-30% der Colitis ulcerosa-Patienten positiv auf eine Stuhltransplantation reagiert haben. Bei den Patientinnen und Patienten mit einem Reizdarmsyndrom ist dagegen die Datenlage eher wieder dürftig resp. widersprüchlich. Falls eine solche Transplantation in Betracht gezogen wird, muss dem Verfahren eine kritische Risiko-Nutzen-Analyse vorausgehen. In den aktuellen Leitlinien der Schweizerischen Gesellschaft für Gastroenterologie gibt es keine Therapieempfehlung hierfür. Ev. macht es aber Sinn eine gezielte Spender- und Patientenauswahl für schwere Einzelfälle in Betracht zu ziehen.

Aktuell werden in der Schweiz ausserhalb von Studien nicht regelhaft Stuhltransplantationen durchgeführt.

Haben Sie Fragen zum Thema Mikrobiom? Unsere Fachärztin Dr. med. Saskia Büdenbender gibt Ihnen hier gerne weitere Auskünfte.

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